Bild © Roland R. Noetzelmann
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TEIL 1
Armut

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Der Armut Narben

Ein blaues Handtuch hängt an einem Haken.
Daneben kräuselt sich die bunte Handtuchschar.
Darunter leben flinke Kakerlaken
In den Emaillekrümeln, die einst eine Wanne war.

Auch öffnen prismengleich gestrahlte Schimmelblumen
Die Blütenkelche ihrem Sporenreich,
Entlassen scharfe Schuppen, wie Bitumen,
In schwere Lüfte, sinkend, weich.

Nicht unbeholf'ner wird ein Taucher staken
In dunklen Tiefen, schwarz und seicht,
Gebannt von grauenweich bearmten Kraken,
Wie der Besucher, der dies Haus erreicht.

Kein Spuk, kein Trug, verficht sich besser.
Kein Pathologe schneidet kälter hin sein Messer
Durch totes Fleisch und Bein.
Dies muß gelebet sein.

Den Armen hatten wir hier allezeit.
Solange es uns gibt, stand er bereit,
Uns stummen Blicks das Leid zu lehren.
Noch immer kann dem Geld er nichts erwehren.

Das blaue Handtuch hängt nicht mehr an seinem Haken.
Auch kräuselt Nichts dort, wo die Buntheit war.
Und jene flinken Wesen huschen übers weiße Laken,
Das nun verbirgt ein Antlitz, ach so klar!

Uns sei nun gnädig, die wir sein vergaßen!
Uns, die wir warm in Polsterherzen saßen.
Die wir, von Vielfalt satt gefüllt, schon lange starben.

Das Erdreich schreit ob aller Armut Narben.

© Roland R. Nötzelmann


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