| WIE GEHT'S? WIE STEHT'S?
Wie geht es dir?
Ach, hör doch auf. Das willst du garnicht wissen.
Wie geht es dir?
Na ja, na ja - kann ohne Schmerzen pissen.
Wie geht es dir?
Hör auf damit. Du willst doch nur das eine.
Wie geht es dir?
Oh Mann, verflucht. Nu' zieh doch endlich Leine.
Wie geht es dir?
Es geht mir gut. Das möchtest du doch hören.
Wie geht es dir?
Gut, gut geht's und jetzt hör doch auf, mich dauernd hier zu stören.
Wie geht es dir?
Es geht mir schlecht. Wie soll es sonst auch gehen.
Wie geht es dir?
Na schlecht geht's mir, ich sagt es schon. Das kannst du nicht verstehen.
Wie geht es dir?
Jetzt ist mal Schluß. Jetzt reicht es mir. Jetzt hör mal auf zu fragen.
Wie geht es dir?
Na schön, na gut, zuguterletzt, da werd ich dir was sagen:
Ich sitze hier seit Jahr und Tag, das weisst du ganz genau.
Ich mach und tu, krieg keinen Lohn - statt dessen viele Fragen.
Was willst du denn? Hast du vielleicht das grosse, kleine Sagen?
Gibst du mir Brot? Gibst du mir Lohn? Gibst du mir, was ich brauche?
Nein, nein - nein, nein - das kann nicht sein. Du dienst ja deinem Bauche.
Statt dessen fragst du, hörst nicht auf, und tust so ewig schlau.
Du weisst doch nicht, wie es mir geht und spräch' ich tausend Worte.
Du kannst dir garnichts denken, Kerl. Geh heim, iss deine Torte.
Fahr heim in deinem Wohnmobil, lass alle Sparten krachen.
Was willst du sonst auch machen.
Seltsames strömt zum Herzen dir, ein seltsam heisser Fluß.
Und wundersam erscheint es dir, als wär da noch ein "Muß".
Du schüttelst dein Haupt, du wunderst dich. Du weisst nicht, was hier läuft.
Weil plötzlich nichts mehr weiter geht und sich ein Schmerz anhäuft.
Da nimmst du lieber - holdriho! - Reißaus und läßt mich steh'n.
Da schüttelst du dein weises Haupt: "Na, bald wird man sich seh'n!"
Du weisst nicht, was dich piekt und stört, hast hier kein Wort parat.
Wie geht es Dir? Wie lebst Du so? Fall bloß nicht hin - bei dem Spagat!
© Roland R. Noetzelmann
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